Gewalt gegen Kinder und Frauen im Blick: Interview mit Virginie Charles
Mit über 11.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weltweit hat die Friedhelm Loh Group viele verschiedene Gesichter. Im Blog stellen wir auch die Menschen „backstage“ hinter dem Softwareunternehmen Eplan vor. Heute erzählt Virginie Charles aus dem Eplan Marketing in Frankreich von ihrem persönlichen sozialen Engagement für die Organisation Women Safe & Children.
Lust, ebenfalls Teil der Eplan Familie werden? Hier gibt es alle Informationen über aktuelle Karrieremöglichkeiten.
Polizist: „Ich höre.“
Caroline betritt die Szene.
Caroline: „An diesem lauen Sommerabend hat mich ein Mann, mit dem ich mich ein paar Wochen zuvor angefreundet hatte, vergewaltigt, gequält und eingesperrt.“
Caroline setzt sich auf einen Schemel.
Polizist: „Eingesperrt... Für wie lange ungefähr?“
Caroline: „Ungefähr zwei Stunden lang, was mir wie eine Ewigkeit vorkam.“
Was hier im Theaterstück „Vivantes“, „Lebendige“, nachgespielt wird, ist leider Alltag vieler Frauen und Kinder. Ziel des seit März in ganz Frankreich aufgeführten Stückes ist es, Institutionen und die Öffentlichkeit für das Thema „Gewalt gegen Frauen und Kinder jeglicher Art“ zu sensibilisieren. Am 14. März fand die Uraufführung im Palais Royal in Paris statt. Mit dabei: Virginie Charles aus dem Eplan Marketing in Frankreich.
Hallo Virginie, am 14. März startete in Paris das Theaterstück „Vivantes“, bei dem du auch aufgetreten bist. Worum geht es dabei?
sind. Die Show basiert auf den Aussagen dieser Frauen, die es geschafft haben, die erlittene Gewalt zu überleben – deshalb auch der Titel. Der Eintritt ist frei.
Was soll konkret mit der Aufführung der Show erreicht werden?
Zunächst ging es darum – auch in Hinblick auf die Wahlen in Frankreich – die Regierung und die Institutionen zu hinterfragen, die Gewalt nicht ausreichend verurteilen. Das Theaterstück stützt sich auf Zeugenaussagen und ist daher sehr berührend. Gleichzeitig soll es aber auch Hoffnung geben – Hoffnung auf eine bessere Zukunft ohne Gewalt. Wir wollen, dass alle Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind, wissen, dass sie es schaffen können. Sie können sich aus der Spirale der Gewalt befreien – sie müssen aber dafür kämpfen und dürfen nicht stumm bleiben.
Insgesamt werden im Stück sechs Zeugenaussagen wiedergegeben. Fünf davon stammen von Frauen, die von Women Safe & Children unterstützt wurden. Die 6. Aussage kam von einer berühmten Schauspielerin.
Wie kamst du dazu, dich bei Women Safe & Children zu engagieren?
Der Verein leistet großartige Arbeit und hat vielen Frauen und Kindern weltweit geholfen. Nachdem ich die Arbeit einige Jahre verfolgt hatte und er mich und meine Kinder sehr unterstützt hat, beschloss ich, selbst aktiv zu werden. Ich schaffte es aber nicht, den Frauen persönlich zu helfen. Also gab ich Interviews, schrieb Artikel und wurde so Botschafterin für den Verein. Heute spreche ich beispielsweise auch auf Konferenzen und bei Schulungskursen für Polizeibeamte. Als ehemaliges Opfer teile ich meine persönlichen Erfahrungen und mache die Menschen darauf aufmerksam, dass sich Gewalt oft im Verborgenen abspielt. Man muss schon genau hinschauen: Das ist sehr wichtig.
Inzwischen bin ich seit drei Jahren Botschafterin – so steht es auch in meinem LinkedIN-Profil.
Das Lachen siegt: Basierend auf sechs Zeugenaussagen entstand das Theaterstück "Vivantes" ("Lebendige"), welches seit dem 14. März diesen Jahres an verschiedenen Schauplätzen in ganz Frankreich aufgeführt wird.
Wie genau wird Frauen durch die Organisation geholfen?
Das Women Safe & Children Institut ist ein Ort, an dem Frauen und Kinder, die Opfer von Gewalt geworden sind, willkommen geheißen, angehört und begleitet werden. Es ist auch eine Einrichtung zur Schulung und Sensibilisierung für das Thema Gewalt.
Und welche Möglichkeiten gibt es, sich hier zu engagieren?
Women Safe & Children besteht zu 80 % aus Freiwilligen, die in den Bereichen Psychotrauma und Viktimologie ausgebildet sind, und legt Wert auf die Beteiligung der Bürger. Der Verein sucht Personen mit einer Ausbildung im medizinisch-sozialen oder juristischen Bereich, die das Team bei der Aufnahme und Begleitung von betroffenen Frauen und Kindern unterstützen möchten. Auch bei der Kommunikation, beim Fundraising und in Verwaltungsangelegenheiten ist der Verein auf Helfer angewiesen. Freiwillige können aber auch ohne besondere Vorkenntnisse helfen: indem sie Solidaritätsveranstaltungen, wie einen Flohmarkt, ein Wohltätigkeitsessen oder eine Online-Spendenaktion organisieren. Durch solche Aktionen kreieren wir „Awareness“ für das Thema. Wenn ich es schaffe, Freunde und Verwandte zu mobilisieren und Mittel für das Women Safe & Children Institut zu sammeln, kann ich damit vielen Betroffenen helfen.
Wie hat sich die Situation für Frauen während der Corona-Pandemie entwickelt?
Während des Lock-Downs war die Situation besorgniserregend. Die Anzahl der Anrufe bei der Polizei wegen häuslicher Gewalt häuften sich. Normalerweise können diese Fälle mit Ansprechpartnern an der Schule oder im Sportverein besprochen werden bzw. werden sie hier häufig entdeckt. All das fiel während des Lock-Downs weg. Mit verstörenden Folgen für die betroffenen Frauen, Kinder und Jugendlichen – teilweise bis zum Schulabbruch. Umso wichtiger war es, kurz nach Ende des Lock-Downs sowie auch jetzt genau hinzuschauen: Warum ist ein Kind besonders schweigsam? Kinder müssen sich öffnen und darüber reden, sonst haben sie kaum eine Chance, aus der Gewaltspirale zu entkommen.
Durch unsere Arbeit bei „Women Safe & Children“ holen wir das Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder aus der Tabuzone. Wir machen darauf aufmerksam, so dass Betroffene, die davon erfahren, sich vielleicht helfen lassen. Wir geben Frauen und Kindern Hoffnung – auf ein besseres Leben, ein Leben ohne Gewalt.