Bessere elektrotechnische Dokumentationen dank Lieferantenrichtlinien
Anforderungen an konkrete Projekte bilden Sie über ein separates Projektdatenblatt ab. Dieses listet wesentliche Informationen auf, die speziell für das zu bearbeitende Projekt gelten. Darunter beispielsweise zuständige Ansprechpartner, gültige Dokumente sowie spezifische Rahmenbedingungen. So müssen Sie Ihre Lieferantenrichtlinie nicht von Projekt zu Projekt aktualisieren und Ihre Vertragspartner haben ein verlässliches Dokument zur Hand.
Hier ist ein Beispiel für den Aufbau einer Lieferantenrichtlinie:
1. Geltungsbereich
- Verantwortung des Lieferanten
- Haftung des Lieferanten
- Gültige Dokumente (beispielsweise mit Verweis auf das jeweilige Projektdatenblatt)
2. Konventionen
- Besondere Hinweise
- Begriffsdefinitionen
3. Inhalte der Richtlinie
- Zielsetzung der Richtlinie
- Betroffene Dokumentationen
4. Allgemeine Festlegungen
- Umfang der Vorgaben
- Änderungen der Vorgaben
- Lieferumfang
- Normen
5. Projektablauf
- Projektinformationen
- Anlegen eines Projekts
- Namenskonventionen eines Projekts
- Projektkopfdaten und Projekteigenschaften
- Grundsätzliche Einstellungen
- Projektstruktur
- Grafische Projektierungsrichtlinien
- Allgemeine Kennzeichnungen
- Projektabschluss
Erscheinungsbild und Inhalte vereinheitlichen
Während der Geltungsbereich formale Aspekte der Zusammenarbeit regelt, legen Konventionen Typografie und Darstellungsarten innerhalb der Richtlinie fest. Dazu zählt beispielsweise, wie Hinweise auszusehen haben oder welches Icon nützliche Tipps kennzeichnet. Präsentieren sich alle Dokumente im selben Erscheinungsbild, bieten sie ihren Mitarbeitern einen visuellen Anker. Ebenso verhält es sich mit übergreifenden Potenzialverweisen: Konkretisieren Sie deren Positionierung, blättern Anwender später durch die Stromlaufpläne und finden bestimmte Informationen stets am selben Fleck. Das spart langes Suchen und steigert die Effizienz.
Und auch inhaltlich können Sie mit Hilfe der Lieferantenrichtlinie Ihre elektrotechnische Dokumentation vereinheitlichen. Viele Anlagenbetreiber unterschätzen, dass Sprache ein kulturelles Gut ist und jedes Unternehmen seine eigene Kultur pflegt. Dementsprechend variieren Begrifflichkeiten von Firma zu Firma. Nutzen Sie die Lieferantenrichtlinie, um Ihr Vokabular abzubilden und erklären Sie wichtige und wiederkehrende Begriffe: Was sind Stammdaten und was ein Basisprojekt? Welche Nummerierung trägt eine Kühlanlage und welche eine elektrische Heizung?
Standardisierte Projektstruktur forcieren
Sie möchten Ihre Anlagendokumentation später nicht nur in den Händen halten, sondern auch digital damit arbeiten? Dann stellen Sie sicher, dass Sie die gelieferten Dateien nutzen können. Dafür definieren Sie, welche Eplan Version Ihre Vertragspartner verwenden und welche Eplan Dateien sie bei Projektabschluss übergeben müssen.
Wenn Sie das Projekt später in Ihr Gesamtprojekt integrieren möchten, benötigen Sie eine einheitliche Projektstruktur. Definieren Sie daher in Ihrer Lieferantenrichtlinie, ob Sie das Projekt seitenweise organisieren möchten, nach Dokumentenart sortieren oder funktional nach Maschinenteilen gliedern wollen. Da es hier mannigfaltige Möglichkeiten gibt, sollten Sie dies nicht dem Zufall überlassen.
Beschreiben Sie Ihre Funktions-, Produkt- und Ortskennzeichen. Machen Sie deutlich, welche Strukturkennzeichen erlaubt sind, und liefern Sie Beispiele für ihre Anwendung. Idealerweise folgen Sie dabei internationalen Normen. Beispielsweise bietet die EN IEC 81346-1 klare Anweisungen zur Strukturierung, während die EN IEC 81346-2 ein einheitliches Referenzkennzeichensystem schafft.
Vereinfachter Start dank Basis- und Musterprojekt
Unterstützen Sie Ihre Lieferanten, indem Sie Ihnen ein Basisprojekt an die Hand geben. Dabei handelt es sich um eine leere Projektdatei, die bereits alle geforderten Einstellungen zu Sprachen, Symbolbibliotheken, Auswertungen und Prüfläufen enthält. Bauen Ihre Vertragspartner auf dieser Datei – anstelle eines x-beliebigen Projekts – auf, erhalten Sie nachgelagerte Auswertungen wie Stücklisten, Kabel-, Klemmen- und Steckerpläne direkt in gewünschter Form.
Neben dem Basisprojekt lohnt es sich, Ihren Lieferanten ein Musterprojekt als Vorlage zu geben. Es veranschaulicht, wie der Schaltplan am Ende aussehen soll. Haben Sie zudem eine Makro-Bibliothek im Einsatz, die Bestandteile Ihres Stromlaufplans beinhaltet? Dann teilen Sie diese mit Ihren Lieferanten. Denn können sich Ihre Vertragspartner aus einem bewährten Baukasten bedienen, steigert das nicht nur die Effizienz, sondern auch die Qualität.
Vollständige Artikelinformationen und Materiallisten
Und auch in puncto Artikeldaten lohnt sich eine Vereinheitlichung. Denn fehlende Artikelinformationen fressen Zeit: Halten Sie in Ihrer Lieferantenrichtlinie fest, welche Artikelfelder Ihre Vertragspartner befüllen müssen. Empfehlen Sie, auf Bauteile aus dem Eplan Data Portal zurückzugreifen, wo immer dies möglich ist. Denn das Eplan Data Portal bietet nicht nur umfassende, sondern auch geprüfte Daten für eine Vielzahl an Komponenten namhafter Hersteller.
Noch runder gestalten Sie Ihre Artikelverwaltung, wenn Sie in Eplan einen Artikelstamm aufbauen und diesen für Ihre Lieferanten verpflichtend machen. Anschließend können Sie Ihre Artikeldatenbank oder Teile davon über Eplan eStock mit Ihren Lieferanten kontrolliert und cloudbasiert teilen. Der Vorteil: Sie müssen einzelne Dateien nicht mehr per E-Mail versenden. Zugleich arbeiten Ihre Lieferanten stets mit der aktuellen Version Ihrer Artikeldatenbank – selbst dann, wenn Sie Änderungen vornehmen.
Digitale Kollaboration ermöglichen
Doch nicht nur bei der Artikelverwaltung profitieren alle Seiten von einer cloudbasierten Lösung. Auch beim Teilen von Zwischenständen, bei der funktionalen Prüfung sowie beim Kommentieren und Abarbeiten von Änderungswünschen hilft die Eplan Plattform: Nutzen Sie automatisierte Prüfläufe in Eplan, um zu kontrollieren, ob Ihr Lieferant alle Vorgaben eingehalten hat. Da Sie die Prüfläufe über Ihr Basisprojekt bereits eingestellt haben, laufen diese auf Knopfdruck los und geben Hinweise, Warnungen sowie Fehler aus. Auf diese Weise müssen Sie nicht jede Vorgabe manuell prüfen. Das spart Zeit und Ressourcen.
Anstelle Anmerkungen in einem PDF zu machen, können Sie dank Eplan eView alles direkt im Stromlaufplan kommentieren. Das schafft Transparenz. Denn das Redlining ist für alle Beteiligten direkt sichtbar. Gut zu wissen: Ihr Vermerk führt nicht direkt zu einer Änderung. Vielmehr legen Sie den Eintrag als Notiz an und geben ihm den Status „Zur Überprüfung“. Ihr Lieferant kann anschließend die tatsächlichen Aktualisierungen im Stromlaufplan vornehmen und Ihren Vermerk als erledigt markieren.
Von einer Lieferantenrichtlinie profitieren Sie viele Jahre. Legen Sie direkt los und nutzen Sie die Erfahrung unserer Consultants für einen einfachen Start.
Weitere Informationen für Anlagenbetreiber
(1) Hans H. Hinterhuber, Paradigmenwechsel – Vom Denken in Funktionen zum Denken in Prozessen, in: Holger Luczak/Walter Eversehim (Hrsg.), Marktorientierte Flexibilisierung der Produktion, 1993